Das gemeinsame Adventskonzert von Musikverein Harmonie Oberwinterthur, Verkehrspersonalmusik
Winterthur sowie dem Chor Cantus Sanctus, Kirchenchor der Gemeinde Rickenbach-Seuzach, begeisterte ein gutgelauntes Publikum in der prall gefüllten Kirche St. Marien in
Oberwinterthur.
von Roland Stoll
Kooperativ zu sein, ist nicht von Nachteil. Auch aus dem Musikverein Harmonie Oberwinterthur und der Verkehrspersonalmusik Winterthur wird dank ihrer Spielgemeinschaft bei grösseren Anlässen und
Konzerten immer wieder ein Klangkörper von beeindruckender Grösse und musikalischer Präsenz.
Das Programm, welches die Musikerinnen und Musiker unter der Leitung ihres gemeinsamen Dirigenten Roland Bach präsentierten, liess an Qualität und Vielfalt nichts zu wünschen übrig. Weg ist das
angestaubte Image der Blasmusik, vorbei die zaghaft klingenden Vorträge. Gemeinsam präsentierten die beiden Vereine einen runden, vollen Klang. Der junge Roland Bach hat in kurzer Zeit
Beachtliches geleistet. Schnell spielten sich die Musikerinnen und Musiker in die Herzen des Publikums.
Kraftvoller Beginn
Als Auftakt erklang die von Richard Strauss 1943 komponierte "Festmusik der Stadt Wien", die die Energie der Bläser ein erstes Mal demonstrierte. Die kraftvollen Bässe und das dynamische Spiel
waren eine Erfrischung für die Ohren. Ein Klassiker ist Dimitri Schostakowitschs "Second Waltz" aus der Jazz-Suite Nr. 2. Dieses Stück mit seinem gauklerischen Charakter kann nicht
anders als mitreissend sein.
Melancholisch und träumerische Klarinette
Eine introvertierte, träumerische Note erhielt das Konzert durch Peter I. Tschaikowskys melancholischer, balladen-ähnlichen "Nocturne". Sandra Bleuler als Solistin begeisterte das Publikum durch
ihre filigrane aber auch kraftvolle Interpretation dieser Solokomposition.
Modern, brillant und jazzig
Beim Arrangement der Disney-Filmmusik von "The Beauty and the Beast" legten sowohl das stattliche Saxophonregister als auch die Perkussionisten, die mit Glockenspiel und anderen
Effektinstrumenten dem Stück etwas Verspieltes gaben, Zeugnis von ihrem Können ab. Ganz nach dem Geschmack des Publikums war "A Tribute to Ray Charles", arrangiert von Peter Kleine Schaars. Dabei
brillierten nun vor allem die Hörner. Philippe Tissot auf dem Tenor- und Corinna Saller auf dem Es-Alto-Saxophon legten eine wunderbare jazzige lnterpretation der Solostimme an den Tag, die den
Songs des Amerikaners durchaus adäquat war.
Die Deutsche Messe – eine besondere Herausforderung
Die geistliche Seite dieses Adventskonzerts fand in Franz Schuberts Spätwerk "Die Deutsche Messe" ihre Vertretung. Diese Messe besteht aus einfachen vierstimmigen Sätzen, welche der Komponist mit
einer Begleitung aus Orgel und schliesslich auch symphonischem Bläsersatz ausstattete. Unter der Leitung von Trevor J. Roling studierten der Chor und die beiden Musikvereine dieses geistliche
Werk zum 40jährigen Jubiläum des Chores ein. Eine erste Aufführung fand bereits im November in der Katholischen Kirche Seuzach statt. Klassischer Chorgesang und Blasmusik ist für alle
musizierenden Akteure eine der grössten Herausforderungen. Bravourös wurde diese gemeistert und der volle Klang in allen dynamischen Stufen und die ausgewogene Abstimmung zwischen Chor und
Orchester zog die Zuhörer in Ihren Bann. Im "Offertorium", a capella gesungen, bot sich dem Chor die Gelegenheit, seine ganze dynamische Ausdruckspalette zu entfalten.
Abstecher in die Oper
Mit der Arie "Nessun Dorma" aus Puccinis Oper "Turandot" beendeten die Akteure das anspruchsvolle Konzertprogramm. Dabei bewiesen sowohl die Musikerinnen und Musiker wie auch die Sängerinnen und
Sänger, dass sie auch in der Welt der Oper zuhause sind. Ein Dirigent braucht ein Orchester, das seine Spielfreude und die vermittelte Energie auch umsetzen kann. Das gelang den beiden
Musikvereinen und dem Chor unter den Leitungen von Roland Bach und Trevor J. Roling bestens.